
Freie Wähler im Landkreis Traunstein nominieren ihren Landratskandidaten
Fotos und Bericht von Markus Müller
Der langjährige stellvertretende Landrat und FW-Kreisvorsitzende Andreas Danzer kandidiert zum dritten Mal – 65 der abgegebenen 67 Stimmen sind auf ihn entfallen
Siegsdorf/Traunstein. Über zehn Kandidaten wollen sich für das Amt des Traunsteiner Landrats bewerben. Zu den bereits Nominierten zählt nun auch der stellvertretende Landrat, FW-Kreisvorsitzende, Kreisrat und 2. Grabenstätter Bürgermeister Andreas Danzer. Mit 65 Ja-Stimmen (bei einer Gegenstimme und einem ungültigen Stimmzettel) setzte sich der 52-jährige in der Nominierungsversammlung der Freien Wähler im Festsaal in Siegsdorf gegen seinen einzigen Mitbewerber Horst Leinert aus Taching am See durch. Die am 29. Juni terminierte vorgezogene Landratswahl ist notwendig geworden, weil der bis 2026 gewählte Landrat Siegfried Walch (CSU) mit der Annahme seines Bundestagsmandats aus dem Amt ausgeschieden war. Seit 25. März führt sein gewählter Stellvertreter Josef Konhäuser (SPD) die Amtsgeschäfte. Danzer, der bereits 2014 und 2020 FW-Landratskandidat war, freute sich über das klare Ergebnis und bedankte sich für das Vertrauen. „Ich werde mich in euren Dienst stellen und bin immer für euch da“, versicherte er. Als Erster gratulierte ihm der Mühldorfer FW-Landtagsabgeordnete und Wahleiter Markus Saller, der den im Urlaub weilenden hiesigen MdL Dr. Martin Brunnhuber vertrat. „Du bist der beste Kandidat für den Landkreis Traunstein“, meinte Saller und sicherte Danzer für den zweimonatigen Wahlkampf seine Unterstützung zu. Vor der Abstimmung hatten einige FW-Landtagsabgeordnete, allen voran der FW-Chef, stellvertretende bayerische Ministerpräsident und Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger, der FW-Fraktionsvorsitzende Florian Streibl, Umweltminister Thorsten Glauber und Digitalminister Dr. Fabian Mehring in kurzen Videoclips ihre Wahlempfehlungen für Danzer abgegeben. „Andreas Danzer ist jemand, der das Herz am richtigen Fleck und gesunden Menschenverstand hat, die Menschen mitnimmt, sich deren Sorgen annimmt und pragmatische Lösungen sucht“, lobte Aiwanger. Streibl bezeichnete Danzer als einen „Kommunalpolitiker durch und durch, der weiß, wo der Schuh drückt“. Für Mehring ist er ein „echter Macher“, der dafür sorgen werde, dass es im Landkreis Traunstein gut weitergehe. Rückendeckung bekam Danzer per Video auch von MdL Brunnhuber, der als Ersatzkandidat bereit gestanden wäre, seine Arbeit im Landtag aber nur schweren Herzens aufgegeben hätte.
„Gemeinsam schaffen wir das, ich bin ein Teamplayer“, hatte Andreas Danzer in seiner Bewerbungsrede klargestellt und die kommunalpolitische Verankerung und Vernetzung der Freien Wähler herausgestrichen. In den kommenden Jahren müssten mit Mut, Erfahrung und Weitsicht, aber ohne Parteiideologie zukunftsweisende Investitionen für den Landkreis Traunstein getätigt werden. Ganz wichtig sei es, „dass in die Bildung investiert wird“, so Danzer, der seit elf Jahren stellvertretender Landrat und FW-Kreisvorsitzender ist und seit 17 Jahren im Grabenstätter Gemeinderat sitzt. Er nannte den entstehenden Campus Chiemgau und umfangreiche Sanierungen und Neubauten von landkreiseigenen Schulen, allen voran der Berufsschule I in Traunstein. Von großer Bedeutung seien auch die Kreisaltenheime, deren wirtschaftliche Standhaftigkeit und Funktionsfähigkeit dauerhaft gewährleistet sein müssten. Themen wie Kurzzeit- und Tagespflege gehörten noch mehr in den Vordergrund gerückt. „Mit unseren Krankenhäusern haben wir eine hervorragende medizinische Versorgung und das muss auch so bleiben“, stellte Danzer klar und brach eine Lanze für die kommunale Trägerschaft, auch wenn diese aktuell mit hohen Kosten verbunden sei. Die Kreisumlage dürfe „nicht immer weiter steigen“, um die Handlungsfähigkeit der Gemeinden nicht zu gefährden. Für die arbeitende Bevölkerung, die Senioren und den Tourismus müsse der ÖPNV „weiter vorangetrieben werden“, so Danzer. Was die Energieversorgung anbelange, müssten die Potentiale im Landkreis ökologisch und ökonomisch sinnvoll durch Maßnahmen umgesetzt werden. Auch die Möglichkeiten der Wasserkraft sollten besser genutzt werden. Wirtschaftlich stehe man als Freie Wähler für die Neuansiedlungen und Erweiterungen von Firmen, Schaffung von modernen Arbeitsplätzen vor Ort und Erweiterung der Infrastruktur. Auch die so wichtige heimische Landwirtschaft müsse „weiter unterstützt und wertgeschätzt werden“, betonte Danzer. Mit seiner langjährigen kommunalpolitischen Erfahrung und Führungsverantwortung in politischen Gemeinde- und Kreisgremien und seinem guten Netzwerk bringe er alle Voraussetzungen für das Amt des Landrats mit, betonte Danzer.
Zuvor hatte Horst Leinert die Beweggründe für seine Kandidatur dargelegt, die er erst zwei Tage zuvor angekündigt hatte. Ihm zufolge sei die Chance für die Freien Wähler heuer sehr groß, den eigenen Kandidaten in die Stichwahl zu bekommen. Der CSU-Kandidat sei wenig bekannt und die SPD und die Grünen seien bei der Bundestagswahl abgestraft worden, was sich auch bei dieser Wahl auswirken dürfte, meinte Leinert. Er habe sich zwei Monate vollkommen frei genommen, um sich ganz auf die angestrebte Landratskandidatur konzentrieren zu können, warb er um das Vertrauen. Angesichts der enormen Nachfrage nach Wohnraum, müsse man sich überlegen, wie man aus den vielen alten, leer stehenden Häusern Wohnbebauung machen könne, so Leinert. Die Freien Wähler müssten mehr dafür tun, junge Wähler zu gewinnen. So könnte man sich ihm zufolge für mehr Jugendtreffs einsetzen oder Berufsanfängern Hilfestellungen geben. Ein großes gesellschaftliches Problem sei die Vereinsamung von Senioren, meinte Leinert und rief junge Leute dazu auf, „Oma/Opa zu adoptieren“. Um ausländische Mitbürger schneller ins Arbeitsleben integrieren zu können, seien Deutschkenntnisse wichtig. Man müsse alles dafür tun, um den Fachkräftemangel zu beheben. Leinert sprach sich für einen „Führerschein wie in Österreich“ aus, der billiger sei.
Über das eindeutige Wahlergebnis freuten sich in ihren Schlussworten der FW-Kreisvereinigungsvorsitzende Dr. med. Lothar Seissiger und der FW-Fraktionsvorsitzende im Kreistag Manfred Kösterke. Seissiger drückte Danzer eines der extra bestellten T-Shirts mit der Aufschrift „Da Danzer macht’s!“ in die Hand und zeigte sich beeindruckt davon, dass sich dieser trotz eines schweren privaten Schicksalsschlags (Ehefrau ist nach langer Krankheit verstorben), für die Kandidatur zur Verfügung gestellt hat. „Meine Frau hat mich noch dazu ermutigt, bei den Kommunalwahlen 2026 wieder anzutreten“, nun sei es bereits 2025 soweit, so Danzer. „Danzer macht’s, wenn alle mitmachen und zusammenhelfen“, so Kösterke. mmü